Ich war schon immer fasziniert von der Schönheit und Eleganz venezianischer Gondeln. Deshalb gab ich als Wunsch für mein Gesellenstück zum Abschluss meiner Ausbildung als Holzbootbauerin an: Eine venezianische Gondel. Die enorm aufwendige Bootsbautechnik einer Gondel sprengte allerdings den zeitlichen Rahmen von einem Monat, deshalb musste mein Wunsch, eine Gondel zu besitzen, zunächst verschoben werden (nebenbei: Mein Gesellenstück wurde dann ein Optimist der Olympiaklasse).
Während meiner späteren Studienzeiten in London und Kopenhagen beschäftigt ich mich aber immer wieder mit dem Thema, studierte historische Unterlagen und überlegte, eine eigene Gondel zu bauen oder ein gebrauchte zu kaufen, um sie zu restaurieren. Von meinem damaligen Wohnort München aus startete ich 1999 nach Venedig, um dort das Rudern zu erlernen … und endlich wurde ich auch fündig.
Meine Gondel, die Hamburger Gondel, wurde auf der Guidecca von der Werft „Dei Rossi“, von Roberto Dei Rossi gebaut und ist jetzt 36 Jahre alt. Sie fuhr erst an St. Thoma und erst später am Anleger Danieli. Zusammen mit der Amsterdamer Gondoliera Tirza Mol ruderte ich die Gondel nach Mestre, wo der Ruderverein Mestre dabei half, die 500 kg schwere Gondel zu kranen und sicher auf dem von uns organisiertem Hänger zu vertauen. Die Reise ging weiter über die Alpen und schließlich landeten wir in meiner alten Lehrwerft in Harburg. Dort habe ich die Gondel sechs Wochen lang komplett überholt, neue Hölzer eingesetzt, gänzlich neu lackiert und alle schönen Beschläge montiert. Am 28. Mai 1999 wurde die Gondel das erste Mal in die Alster eingesetzt und fährt seitdem unter dem Namen “Ursula” (traditionell werden Gondeln nach dem Vornamen der Mutter des Gondolieris genannt) durch Hamburgs Kanäle und Fleete.